Unser Altmeister hat das Siegen noch nicht verlernt
Mit gemischten Gefühlen und Hendrik Holzheimer als Ersatz für Robert Höhenberger fuhr ich nach Postbauer. Im Vorfeld hatte ich versucht, die Stimmung etwas anzuheizen, mit Parolen wie „Venceremos“ oder der Behauptung, dass alle Postbauern Räuber sind, was man schon daran sieht, dass die Nürnberger anno dazumal den Raubritter Eppelein in einer Schenke in Postbauer festgenommen haben. Noch heute rauben sie Damen und Könige und so manchem Mannschaftsführer den Schlaf.
Raul Osuna hatte mit Hilfe seines GPS festgestellt, dass Postbauer-Heng am Ende der Welt liegt. Als wir also bei den Herren der Finsternis eintrafen, erwarteten wir in gespannter Haltung, was da komme.
Die Strategie des Gegners durchschaute ich schnell: 2 Bretter freilassen, um uns in Sicherheit zu wiegen, in einer Zangenbewegung an Brett 1 und 8 die Punkte zurückholen (bis hierhin ging der gegnerische Plan perfekt auf), um dann zu sehen, was in der Mitte passiert. Da ist ihnen das Hören und Sehen aber gründlich vergangen.
Doch der Reihe nach. An Brett 8 platzierten sie gegen unseren Größten
ihren Kleinsten, ein harmlos aussehendes Schachmonster ,
welches im zarten Alter von 10 Jahren das Endspiel gegen Hendrik mit einer Abgebrühtheit spielte, dass man glaubte, einen altfränkischen Kreisliga 2-Meister vor sich zu haben.
An Brett 1 spielte Sfr. Wisura der bisher in allen Spielen gesiegt hatte und wild entschlossen war, mir das Wochenende zu versauen. Schaffte er, aber nicht ganz.
Zunächst einmal starteten wir mit 2 Punkten aufgrund eines makellosen Sieges von Fritz Kirch.
und Raul Osuna
wo ich immerhin eine kleine Macke entdecken konnte
Es stand also bereits zu Beginn 2:0. Fritz schnappte sich meine Kamera, er ist daher für die Fotos in diesem Bericht V.i.S.d.P.
Um exakt 20:35 Uhr erschütterte ein kleines Vorbeben die Oberpfalz. Aaron Mateo
zeigte in einer Kurzpartie, wie ein Caballero nicht nur die Springer, sondern auch die Damen führt. 3:0. Leider kann ich das Partieformular nicht nachvollziehen, weil sowohl im 13-ten als auch im 16-ten Zug ein Gaul nach h7 zieht.
Kurz darauf folgte ein mittleres Beben. Friedrich Holiga, dessen Gegner ein Remisangebot auf Weisung seines Mannschaftsführers abgelehnt hatte, wenn ich es richtig mitbekommen habe, überwand seine Torflaute und schoss seinen Gegner in Grund und Boden
4:0
Kurz danach remisierte Dietrich Pahlen
in vorteilhafter Stellung, mannschaftsdienlich und vorbildlich sicherte er den Sieg ab. Wer solche Compañeros in seiner Mannschaft hat, der braucht auch einen Tanz auf dem Vulkan nicht zu fürchten. 4 ½ : ½
Sergej Ionov´s Partie
bekam ich, selbst unter Zeitdruck stehend, nur am Rande mit. Ich glaube ihm gelang es, in einer solide geführten Partie einen Freibauern über die Wolga zu bringen. Ein wichtiger Sieg, da wir jeden Brettpunkt brauchen, um die Stones noch zu überholen. 5 ½ : ½
Wie bereits zu Anfang erwähnt, verlor Hendrik seine Partie. 5 ½ : 1 ½
Es lief jetzt noch die WiWi-Partie, Wini - Wisura. Bis ich unter Zeitdruck kam, war ich mit meiner Partie zufrieden. In der Zeitnot offerierten sich mir 3 Pläne, ein strategischer und zwei taktische. Wie immer verwarf ich Nummer 1 sofort. Der taktische Plan, mit Springer, Dame und Läufer den feindlichen König zu killen, erschien mir sehr verlockend. Meine Opferorgie fand ich ebenfalls noch geil, das Ergebnis eher ernüchternd: Das einzige Opfer weit und breit war ich. Müßig zu erwähnen, dass die andere Opfervariante wesentlich vielversprechender gewesen wäre. Mein Vorhaben, in dieser Saison an meinen Schwächen zu arbeiten, zeigt Erfolg. Dank intensivem Training gelingt es mir zunehmend, sie zu verstärken.
Wenn aber der Wisura glaubte, mir mein Wochenende versauen zu können, dann kontere ich eiskalt mit dem Igel, der sprach: „Irren ist menschlich“, als er von der Kleiderbürste herabstieg.
Zufrieden, in aller Öffentlichkeit und betont langsam notierte ich das Gesamtergebnis 5 ½: 2 ½ .
7. Runde am 10.03.17 | ||||||||
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2 | SC Postbauer-Heng 3 | DWZ | - | SW Nürnberg Süd 7 | DWZ | 2½ - 5½ | ||
1 | 2 | Wisura, Timm | 1820 | - | 1 | Berg, Winfried | 1569 | 1 - 0 |
2 | 4 | Pröbster, Johannes | 1607 | - | 2 | Kirch, Fritz | 1644 | - - + |
3 | 5 | Pfeiffer, Georg | 1847 | - | 3 | Osuna Sanchez-Infante, Raul | 1595 | - - + |
4 | 6 | Pechmann, Klaus | 1497 | - | 5 | Pahlen, Dietrich | 1628 | ½ - ½ |
5 | 8 | Marx, Marco | 1308 | - | 6 | Ionov, Sergey | 1592 | 0 - 1 |
6 | 9 | Dötterl, Michael | 1328 | - | 7 | Holiga, Friedrich | 1593 | 0 - 1 |
7 | 12 | Schermbach, Thomas | 1558 | - | 8 | Mateo, Aaron | 0 - 1 | |
8 | 14 | Merdian, Nick | 1112 | - | 10 | Holzheimer, Hendrik | 1 - 0 | |
Schnitt: | 1509 | - | Schnitt: | 1603 |
Zuhause jammerte ich trotzdem herum in der Hoffnung, mir ein paar Streicheleinheiten abholen zu können. Und siehe da: Die beste Ehefrau von allen tröstete mich for nothing, servierte mir ein feines Mitternachtssüppchen, kredenzte mir einen von der kalifornischen Sonne verwöhnten Chardonnay aus dem Hause Beringer und druckte mir die Kreisligatabelle aus. Vergnügt erkannte ich, dass ein klitzekleiner Sieg gegen Tarrasch uns den ersten Platz in der K2 einbringen würde. Gerade summte ich leise „California Dreams“, als mich mein Satansweib ins Schlafgemach abschleppte, wo sich wilde Szenen einer Ehe anschlossen.
So zumindest in meiner Erinnerung. Keine Ahnung, warum ich am nächsten Morgen mehrere Punktabzüge verpasst bekam.
W.B.
Rang | Mannschaft | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | MPkt | BPkt |
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1. | SC Stein 1998 1 | ** | 5½ | 5 | 8 | 3½ | 5 | 4½ | 8 | 18 - 3 | 39,5 - 16,5 | ||
2. | SW Nürnberg Süd 7 | 2½ | ** | 4½ | 5½ | 5½ | 7 | 5½ | 6 | 18 - 3 | 36,5 - 19,5 | ||
3. | SG M-R/Schwabach 3 | 3 | 3½ | ** | 5 | 4 | 4½ | 5 | 8 | 13 - 7 | 33,0 - 23,0 | ||
4. | SC Postbauer-Heng 3 | 0 | 2½ | ** | 5½ | 4 | 4½ | 6½ | 8 | 13 - 7 | 31,0 - 25,0 | ||
5. | Zabo-Eintracht Nürnberg 4 | 4½ | 2½ | 3 | ** | 5 | 2 | 4 | 8 | 10 - 10 | 29,0 - 27,0 | ||
6. | SC Noris-Tarrasch Nürnberg 6 | 3 | 4 | 2½ | ** | 4½ | 4 | 4 | 8 | 9 - 9 | 30,0 - 26,0 | ||
7. | SG Anderssen/Nürnberg 1978 3 | 1 | 4 | 3 | 3½ | ** | 6 | 4 | 8 | 8 - 11 | 29,5 - 26,5 | ||
8. | SW Nürnberg Süd 8 | 2½ | 3½ | 3½ | 6 | 4 | 2 | ** | 8 | 7 - 13 | 29,5 - 26,5 | ||
9. | SG Anderssen/Nürnberg 1978 2 | 3½ | 2 | 3 | 1½ | 4 | 4 | 4 | ** | 3 - 15 | 22,0 - 34,0 | ||
10. | SF Altenfurt | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | ** | 0 - 21 | 0,0 - 56,0 |