Die Neunte von Horst Steindl – eine Siegessymphonie

Kategorie: 7.Mannschaft  3824 hits

K3 R3 Fritz KirchNanu, wird sich mancher verwundert die Augen reiben, dreht der Berg jetzt völlig durch und will eine Niederlage der Neunten in der K3 in einen Sieg ummünzen?

Nein, bestimmt nicht. Aber wir von der Siebten haben gegen Mühlhof Reichelsdorf Schwabach auch deshalb gewonnen, weil wir zu neunt antraten und unser neunter Mann hieß: neunte Mannschaft. Doch der Reihe nach.

 

Es begann mit einem unvorstellbaren Aufstellungschaos. Am 25.01. erreichte mich eine Mail von Fabian, dass die Fünfte in der K1 nur 4 Spieler hat und ein Spielantritt fraglich ist. Gem. dem Motto, lieber Fünfter als Fürther bemühte ich  mich, wenigstens einen Spieler aus meiner Mannschaft loszueisen. Mitten in meinen Überlegungen erhielt ich die Mail von Ionov, dass er am Freitag bis 23:00 Uhr arbeiten muss. Ich klemmte mich ans Telefon und versuchte, dem Horst sein Brett 1, Sfr. Barnowski, aus den Rippen zu leiern.

Da wir an diesem Freitag mit 3 Kreisligamannschaften zuhause spielten, vereinbarten wir flexibles Personalgeschacher.

Bis Freitag, 19:25 Uhr, wusste keiner der drei Mannschaftsführer, Reinhard Kauer von der K1, Horst Steindl von der K3, und ich in der K2, mit welcher Mannschaft er spielen würde. Ich hatte noch unseren Edelreservisten Hendrik Holzheimer zu aktivieren versucht, bekam aber eine Absage. Dann ein Lichtblick: Am Freitagnachmittag gegen 16:00 Uhr kam doch noch eine Zusage von Hendrik. Hurra, Hendrik spielt, ein Problem weniger.

Vor Ort hatte die Fünfte dann ein Reservebataillon mit 7 Kombattanten aufgestellt. Nachdem Sfr. Desider Schiesser hereingeschneit kam, wurde er als Fremdenlegionär unter Anwendung von deren Methoden zwangsrekrutiert. Die Fünfte zu acht: Ich atmete auf, denn ich musste keine Spieler abgeben und hatte den Hendrik als Ersatz. Da drohte mir neues Ungemach. Die Neunte reklamierte nun Hendrik für sich. Horst behauptete, zu siebt zu spielen sei ohnehin schon Luxus und Sfr. Scheitler sprach von der Neunten als Blutermannschaft. Ich fluchte innerlich und verhandelte äußerlich freundlich. Zuletzt bekam ich Hendrik mit der Auflage, dass ich dann auch gewinnen  muss. Ich riet meiner Mannschaft im Falle einer Niederlage, unauffällig durch den Hinterausgang zu verschwinden.

Um 19:35 Uhr setzte ich mich entnervt aber glücklich an mein Brett. Ich wollte eben den ersten Zug notieren, benötigte den Stift aber, um bereits das erste Ergebnis einzutragen. Friedrich Holiga zeigte remis an. Ich machte mich wieder an meine Partienotation, da läutete erneut die Ergebnisglocke. Fritz Kirch hatte seinen Gegner im ersten Anritt aus dem Sattel gehoben. Meine Erklärung, dass heute Freitag und das Blitzturnier immer am ersten Donnerstag im Monat ist, ließ ihn völlig kalt. Hier seine Partie unplugged und  in voller Länge:

  1. e4      d5
  2. Sc3    d4
  3. Sce2  e5
  4. Sg3    Ld6
  5. Lc4    Se7
  6. Sf3    Sbc6
  7. Sg5        Diese Stellung kann man als Schwarzer weiterspielen, muss es aber nicht.

1 ½ Punkte – und ich hatte noch gar nicht richtig angefangen. Hätte ich auch gar nicht erst tun sollen. Mein Gegner offerierte mir in der Eröffnung ein Riesenloch auf d3. Ich war in der Folge so auf diese Loch fixiert, dass ich jegliches Stellungspotenzial ignorierte (ein Vorwurf, den ich auch zuhause immer zu hören bekomme) und mit der Brechstange versuchte, auf d3 eine Springer zu etablieren. Es gelang mir,  aber nur zu dem Preis, dass ich selbst über eine ausgereifte Emmentalerstellung verfügte. Trotzdem zeigte mir die Anneliese daheim, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch ausgeglichen stand. In einem Anflug von taktischer Umnachtung zerstörte ich meine Stellung und spielte in der Folge völlig planlos umher. Mein Versuch, mich wenigstens noch zu verschanzen, scheiterte. Mein Gegner ließ sich nicht mehr die Butter vom Original Mühlhofer Brot nehmen. Frustriert notierte ich noch das zwischenzeitliche Remis von Robert Höhenberger. Meine Stimmung wollte sich endgültig in den Keller begeben, als der erste meiner Matadore mir ebenfalls remis meldete, Aaron Mateo. Zum Glück spielte im Keller die Fünfte, so dass meine Stimmung doch oben bleiben musste.

Ich hatte also reichlich Zeit, mich den restlichen 3 Partien zu widmen, Raul Osuna- Sanchez, Dietrich Pahlen und Hendrik Holzheimer. Hendrik stand schlecht. Die Quali und einen Bauer weniger, das konnte nicht mehr gutgehen. Raul stand gut, aber irgendwie schien er eine Antipathie gegen den Schalthebel seiner Uhr zu pflegen. Oder hatte er vergessen, dass man trotz elektronischer Zeitmessung den Hebel mechanisch betätigen musste? Oder war etwa Korruption im Spiel und sein Gegner hatte die Uhr mit vergoldeten Zahnrädern bestochen, damit sie nur auf Seiten von Raul lief? Ein letzter Blick auf den Countdown, und ich wendete mich mit Grausen ab. Aber gerade, als ich schon glaubte, dass Fähnchen im Wind zu hören, besann sich Raul auf die Tugend der berühmten Spanischen Hofreitschule in Wien: Mit einer Königin im Sattel seines edlen Andalusiers erzwang er, bevor die Partie den Bachner herunterging, mit Dame und Springer ein Dauerschach. Remis. Schade um die schöne Gewinnstellung. Naja, die Zeit heilt eben alle Punkten.

Also noch Hendrik und Dietrich. Hendriks Stellung hatte sich gewandelt. Bisher stand er schlecht, jetzt endlich katastrophal. Zwei Bauern und zwei Springer gegen Turm und gefühlten 16 Bauern auf der Gegenseite. Hendriks Plan erschien mir einfach. Sein einzelner weißer Bauer auf der h-Linie hält 4 verbundene vorgerückte schwarze Bauern und einen rabenschwarzen Turm so lange auf, bis sein vereinzeltes Freibäuerlein auf dem Damenflügel durchgekommen war. Soweit mein Traum, aus dem ich fassungslos erwachte: Hendrik setzte ihn in die Wirklichkeit um. Mit eiskaltem Pokerface bereitete er mit seinen beiden Springer dem feindlichen König einen heißen Tanz. Heiliger Bonifatius Maria Berg, er brachte das Holz heim. Dame. Brettpunkt. 4 : 3. Ein halbes Pünktchen noch, und wir hätten das Ding geschaukelt. Ich war mir sicher, mein treuer Ritter Dietrich würde den Sieg retten. Ich ahnte nicht, dass es noch ein langer Abend werden sollte. Die Stellung, auf die ich mich nunmehr konzentrierte, war nicht so toll, zumal auf der Gegenseite einer der Topscorer von Armelsweiher saß. Auf einmal packte Dietrich eine Kombi aus, die mir völlig entgangen war und eroberte die Qualität.

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Allerdings hatte ich schon gegenüber Sfr. Helmut Frisch, den Chef der anderen, der uns zwischenzeitlich besucht hatte, meine Sorgen wegen der verbundenen Freibauern auf der d- und e-Linie mitgeteilt. Dennoch hoffte ich, dass die Quali mehr reichen würde. Aber Dietrichs Gegner brachte Train for Train seine Bauern voran. Der Rest der Geschichte: Würde man meine Empfindungen in Gel pressen und in eine Flasche abfüllen, könnte man auf dem Kosmetiksektor einen Renner landen.

Jetzt neu: „Winis Wechselbad der Gefühle“. Ersetzt mühelos jede Kalt-Warmdusche, nur noch 3 Wochen mit DWZ-Prozenten!

Mehrfach fragte ich mich während dieser Endspielschlacht, warum ich nicht zuhause geblieben war, um einen langweiligen Schwedenthriller anzusehen.

Gegen Ende sah ich dann, dass Trainbauer mit ein paar Zügen dem Dietrich das Licht ausdrehen konnte.

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Ich wollte schon das Ergebnis eintragen, als ich aus den Augenwinkeln heraus sah, dass Dietrichs  Gegner durch Zugumstellung nochmal Luft in die Stellung ließ. Dies nützte Dietrich eiskalt aus. Zum Schluss schaffte er entgegen meiner inneren Prognose noch die Opposition und damit den halben Punkt. Sieg. 4 ½. Ich hüpfte wieder einmal im Rösselsprung nach Hause, öffnete meine Kühlkammer und wollte mir gerade den Nibelungenwein des Jahres 2016, einen Weißburgunder Rheinhessen, greifen, um passend auf Dietrich anzustoßen, als mir ein Fläschchen gutgekühlter „Veuve Clicquot“ ins Auge sprang. Ich holte mir 2 Champahlen aus dem Gläserschrank und stieß mit mir auf den Sieg und  auf Dietrich und mit Dankbarkeit auf Horst und die Neunte an. Dann deklamierte ich lautstark folgenden Toast: Fortes fortuna adiuvat, was auf fränkisch übersetzt heißt: a weng a Gligg ghört hald a dazou.  Die Lautstärke meines Toast brachte mir die zweite gelbe Karte der besten Ehefrau von allen ein.

Lieber Dietrich, dass du ein Kampfschwein bist, habe ich schon immer geahnt. Aber dass du so eine Kampfsau bist, das hätte ich nicht gedacht. Respekt. Beide Spieler ( Pahlen und Trainbauer) kämpften vorbildlich!

5. Runde am 27.01.17
1 SW Nürnberg Süd 7 DWZ - SG M-R/Schwabach 3 DWZ 4½ - 3½
1 1 Berg, Winfried 1569 - 1 Schanz, Karlheinz 1717 0 - 1
2 2 Kirch, Fritz 1644 - 2 Wittmann, Norbert 1725 1 - 0
3 3 Osuna Sanchez-Infante, Raul 1595 - 3 Bachner, Thomas 1706 ½ - ½
4 4 Höhenberger, Robert 1631 - 4 Heinrichmeier, Roland 1644 ½ - ½
5 5 Pahlen, Dietrich 1628 - 5 Trainbauer, Walter 1585 ½ - ½
6 7 Holiga, Friedrich 1593 - 6 Uhlendorff, Daniel 1577 ½ - ½
7 8 Mateo, Aaron   - 7 Böhm, Heinz 1509 ½ - ½
8 10 Holzheimer, Hendrik   - 8 Stierand, Roland 1486 1 - 0
Schnitt: 1610 - Schnitt: 1618  

 

Am nächsten Tag spuckte ich Gift und Galle. Nicht wegen des Schampus, sondern weil die Steiner 8 Brettpunkte zugeschoben bekamen und aufgrund dieser Schieberei nun an erster Stelle stehen. Aber was will man von einer Stadt, die nicht nur kein eigenes Kfz-Kennzeichen hat, sondern noch mit FÜ herumfahren muss, anderes erwarten.

3 SC Postbauer-Heng 3 DWZ - SC Stein 1998 1 DWZ - - +

 

 

RangMannschaft12345678910MPktBPkt
1. SC Stein 1998 1 **   8 5       12 - 3 26,5 - 13,5
2. SW Nürnberg Süd 7 **       6 7   12 - 3 25,5 - 14,5
3. Zabo-Eintracht Nürnberg 4   **       2 4 5 6 10 - 4 21,5 - 18,5
4. SC Noris-Tarrasch Nürnberg 6       ** 4 4   8 - 5 19,5 - 20,5
5. SC Postbauer-Heng 3 0     **     4 4 8 - 5 18,0 - 22,0
6. SG M-R/Schwabach 3 3   4   **   5   7 - 7 23,0 - 17,0
7. SW Nürnberg Süd 8   6 4   **     6 7 - 7 22,0 - 18,0
8. SG Anderssen/Nürnberg 1978 2 2 4     3   ** 4   2 - 11 16,5 - 23,5
9. SG Anderssen/Nürnberg 1978 3   1 3 4     4 **   2 - 11 15,5 - 24,5
10. SF Altenfurt     2 4 ½ 2     ** 1 - 13 12,0 - 28,0

Kreuztabelle der Runde: 1 2 3 4 5 6 7 8 9